Sonntag, 15. Januar 2012

Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!

Am vergangenen Freitag ging Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!, zur Vereinfachung eigentlich nur „Dschungelcamp“ genannt, in die sechste Runde. Neben Frauentausch einzig gute Reality-Show im deutschen Fernsehen und seit der Lächerlichpreisgebung von Wer wird Millionär („Kandidatin Doris Müller aus Leipzig saugte mal ihren Hamster ein.“) letztes Aushängeschild des Senders RTL, polarisiert das Urwald-Big-Brother seit der ersten Staffel im Jahr 2004.
Ich habe das zweiwöchige Spektakel im letzten Jahr zum ersten Mal komplett gesehen und war dermaßen emotional gefesselt, wie bei keinem anderen Reality- oder Casting-Format zuvor. Gut, das ist noch keine Kunst ... Viele Menschen verunglimpfen das Dschungelcamp ja als einen Versuch des No.-1-Entertainment-Senders RTL, sein Hartzer-Vorabend-Programm bis in die späte Nacht auszuweiten. Doch Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! lieferte eine theatralische Inszenierung, vor dem jedes geskriptete Format nur auf die Knie fallen kann.

Montag, 8. August 2011

True Grit

Zehn Oscarnominierungen, acht BAFTA-Award-Nominierungen, Eröffnungsfilm der Berlinale und Jeff fucking Bridges! ... Man munkelt, dieser Film hätte echten Schneid.

Johnny Cashs God’s Gonna Cut You Down im Trailer täuschte uns damals selbst über das Mitwirken Matt Damons hinweg einen wirklich hochwertigen Film vor. Jetzt nach der DVD-Veröffentlichung und der Pleite bei den Oscars kamen wir endlich dazu, in gemütlicher Runde das neueste Werk der Brüder Joel und Ethan Coen zu beschauen.

(c) 2010 Paramount Pictures, truegritmovie.com

Coentroverses Kino

Wer sie nicht kennt: die Coen-Brüder sind jenes Regieduo, das sich seit Blood Simple (1984) auf dem schmalen Grat zwischen kauziger Genialität und absurdem Langeweilekino bewegt. Sofern man im Laufe eines Coen-Films nicht sanft eingedöst ist, sitzt man nach dessen Ende traditionsgemäß mit einem „What the fuck“-Ausdruck vor dem Fernseher oder der leeren Popcorntüte und fragt sich, was der ganze Scheiß eigentlich sollte.

Der alteingesessene Filmkenner schwankt innerlich zwischen der Feststellung, dass dieser Film gnadenlos überschätzt wurde, und dem Bedürfnis, sich angesichts seiner eigenen Unwürdigkeit winselnd im Dreck zu wälzen.

Denjenigen, die noch nie in den Genuss eines Coen-Films gekommen sind, empfehle ich übrigens Burn After Reading, das wohl massenkompatibelste Werk der Brüder. Allerdings grenzt es ja schon fast an ein Verbrechen, The Big Lebowski nicht gesehen zu haben ...

Donnerstag, 31. März 2011

Sucker Punch

Geht gleich los, Brüder, muss grad noch die Weibchen von diesem Post verscheuchen: Halo 3, Unreal Tournament, Atari! Und Todeswaffe: Querverbindung auf Zalando!
... So, geht los:


(c) 2011 Warner Bros., suckerpunchmovie.warnerbros.com

Hahahah ... mjah, gut. Schöner Streifen, ja. Also ohne zu viel vom Inhalt vorwegnehmen zu wollen ... wobei, Inhalt zu unterstellen, wäre grob fahrlässig ...

Worum geht es? Was sieht man so?

Ja, also da haben wir fünf Frauen, die über 90 % des Films hinweg keine ordentlichen Beinkleider tragen und mit vergoldeten Desert Eagles in der Hand, stolz ihre Höschen präsentieren, und ... ja, Gott, das war’s eigentlich auch schon.^^

Die non-verbale Anfangsszene verspricht schon Tiefgründiges: Die junge Protagonistin [Emily Browning], später Baby Doll genannt, hat kürzlich ihre Mutter verloren und wird nun vom notgeil-aggressiven Klischee-Stiefvater gepeinigt. Als der sich an ihrer Schwester vergreifen will, attackiert sie ihn, kann ihre Schwester dadurch zwar nicht mehr retten, wird aber zur Belohnung ins Lennox House für Geisteskranke eingeliefert.

Dienstag, 29. März 2011

Die Tudors – Staffel 2

Jaja ... ich hab’ tatsächlich – entgegen meiner Ankündigung im Review der ersten Staffel – fast zwei Jahre gebraucht, mir die zweite Staffel der Tudors anzusehen, jener großartigen Serie um Niedertracht und Eitelkeit, Missgunst, Macht und nackte Brüste.

Aber der Reihe nach: Worum geht es?

Henry VIII. [Jonathan Rhys Meyers] hat es endlich geschafft, seine missliebige Ehegattin Katharina [Maria Doyle Kennedy] loszuwerden und seine Mätresse Anne Boleyn [Natalie Dormer] in den Rang der Königin zu erheben. Ihr Bestreben, Henrys zweite Ehe zu legitimieren, scheitert jedoch genauso, wie die Versuche, einen männlichen Thronerben zu zeugen. (Die zweite Staffel verhält sich hier übrigens vergleichsweise zünftig. Tatsächlich muss bis zur zweiten Episode warten, wer ein Paar nackter Brüste sehen will.)

Der Papst [„Special Guest Star“ Peter O’Toole] widerspricht noch immer Henrys Gesuch, dessen erste Ehe zu lösen und so treibt dieser unter tatkräftiger Mithilfe seines Sekretärs und späteren Lordkanzlers Cromwell [James Frain] die Reformation in seinem Land weiter voran. Durch einen Eid, den alle Untertanen nach Aufforderung schwören sollen, will sich Henry das Supremat über die Kirche von England sichern. Nebst anderen katholischen Fürsprechern geht es dabei auch Thomas More [Jeremy Northam], früherer Vertrauter Henrys und zu Beginn Lordkanzler seiner Majestät, alsbald an den Kragen.

Als Henry seinen Fehler bitterböse bereut, hat More bereits den Kopf verloren. Da aber seine Liebe zu Anne eh abgeflaut ist und er sich längst in Jane Seymour [Anita Briem] verguckt hat, ist der neue Sündenbock schnell gefunden. Die Spannung der zweiten Staffelhälfte liegt vor allem darin, wer Anne unter welchen Umständen aufs Schafott begleitet.

Donnerstag, 27. August 2009

28 Weeks Later

Zugegeben: dieser Film ist auch nicht mehr der neueste, aber da sich mir gerade die Gelegenheit bot, ihn anzusehen und er – wenn man mal wirklich drüber nachdenkt, was da auf der Leinwand abgeht – ein sehr amüsanter Streifen ist, hier ein paar Worte dazu.

Wir erinnern uns sicher noch alle an das Prequel 28 Days Later: Tierschutzaktivisten befreien mit tollwutähnlichem, allerdings höchstansteckendem, Virus infizierte Schimpansen aus britischem Versuchslabor. Virus verbreitet sich rasant, verwandelt die übrigen Inselaffen in blutrünstige ... halt, nein, keine untoten Zombies ... Monster und plättet innerhalb von vier Wochen gesamt Großbritannien. Letztendlich verhungern die Infizierten und die Überlebenden werden gerettet. Soweit, sogut ... interessanter Film über den Zerfall der Gesellschaft und so weiter.

28 Wochen später nun (für die Rechenfaulen: etwas mehr als sechs Monate) hat die US Army das ausgelöschte Britannien besetzt und beginnt mit dem Wiederaufbau. Das Virus gilt zwar als ausgerottet, doch einzig sicherer Bereich ist das District 1 auf der Isle of Dogs im Innern Londons, das nun mit Zivilisten neubesiedelt wird ...

Man führe sich vor Augen: Die Isle of Dogs (Fläche: maximal 4 km²) ist der einzige sichere Teil Großbritanniens (Fläche: ca. 220.000 km²). Der restliche Teil des Landes ist mit Leichen übersät, das Virus wird über infiziertes Blut und Speichel übertragen (u. a. in Leichen anzufinden) ... London nun wird mit Zivilisten (sic!) neubesiedelt.

Montag, 13. Juli 2009

24 (Twenty Four) – Tag 1

Nachdem so viel darüber geredet wurde, habe ich mich nun auch endlich dazu aufgerafft, mir die erste Staffel der hochgelobten Echtzeitserie 24 reinzuziehen. Letztes Jahr habe ich bereits die sechste Staffel im TV gesehen; angeblich ein Abklatsch der vorangegangenen Staffeln, was ich bisher nicht beurteilen konnte und nach Ansehen der ersten Staffel auch nicht unbedingt verifizieren kann. Aber sprechen wir über Tag 1, also die erste Staffel.

Worum geht es?

Jack Bauer [Kiefer Sutherland] arbeitet als Federal Agent für eine Antiterroreinheit names CTU in Los Angeles. In den frühen Morgenstunden des Super Tuesday, dem „Tag der californischen Vorwahlen zur amerikanischen Präsidentschaft“, sieht er sich gleich mit mehreren Problemen konfrontiert. Zum Einen erfährt die CTU von einem Attentatsplan auf den afroamerikanischen Präsidentschaftskandidaten David Palmer [Dennis Haysbert], zum Anderen verschwindet Bauers Tochter Kim [Elisha Cuthbert], später auch seine Frau Teri [Leslie Hope], die entführt wurden, um Jack von der Verhinderung des Attentats abzuhalten, ja, um ihm dieses sogar in die Schuhe schieben zu können.

Der etwas unkonventionell arbeitende Jack ist durch das Misstrauen der eigenen Behörde auf die Hilfe seiner Kollegen Nina Myers [Sarah Clarke] und Tony Almeida [Carlos Bernard] angewiesen. Die haben jedoch zeitgleich damit zu tun, den Maulwurf innerhalb der CTU zu entlarven. Auch bei Palmer gibt es familieninterne Komplikationen, als die Verwicklungen seines Sohnes in einen sieben Jahre alten Todesfall an Licht zu kommen drohen.

Montag, 15. Juni 2009

Die Tudors – Staffel 1

Worum geht es?

Das Leben am Hofe Henry VIII. [Jonathan Rhys Meyers] ist ein Leben voller Intrigen, Korruption und geheimer (sowie offenkundiger), außerehelicher Liebschaften. Der englische König vergnügt sich in exzessiver filmischer Darstellung (die pornographischen Vorwürfe an diese Serie sind durchaus gerechtfertigt) mit den Hofdamen seiner Königin [Maria Doyle Kennedy], während diese seit Jahren vergeblich auf einen nächtlichen Besuch ihres Gatten wartet.

Der Lordkanzler seiner Majestät, Kardinal Wolsey [Sam Neill], genießt Henrys größtes Vertrauen und führt den Staat als wär's sein eigener, möchte aber viel lieber Papst in Rom werden. Unterdessen schmieden der Duke of Norfolk [Henry Czerny] und Thomas Boleyn [Nick Dunning], die den Kardinal und genaugenommen die gesamte Geistlichkeit zum Teufel wünschen, ein Komplott, um mehr Einfluss auf Henry zu gewinnen und damit Wolsey ins Abseits zu drängen. Boleyns Tochter Anne [Natalie Dormer] wird dem König bekannt gemacht, der sich scheinbar Hals über Kopf in sie verliebt. Die „fromme“ Anne möchte sich aber ihre angebliche Jungfräulichkeit bis zur Hochzeitsnacht bewahren und keine Mätresse Henrys werden. Das wäre auch nicht weiter schlimm, wäre da nicht diese lästige Ehe mit Katharina von Aragon. Doch eine Scheidung des Königs ist nach kirchlichem Recht nicht zulässig und der Konflikt mit Rom ist vorprogrammiert.

Hinzu kommen das Schweißfieber und eine noch viel schlimmere Seuche, die Europa heimsucht: die lutheranische Kirche. Zudem brennt der beste Freund Henrys, Charles Brandon [Henry Cavill], mit dessen Schwester [Gabrielle Anvar] durch und auch die außenpolitischen Beziehungen zu Frankreich und dem Deutschen Reich sind eher schlecht als recht.