Montag, 15. Juni 2009

Die Tudors – Staffel 1

Worum geht es?

Das Leben am Hofe Henry VIII. [Jonathan Rhys Meyers] ist ein Leben voller Intrigen, Korruption und geheimer (sowie offenkundiger), außerehelicher Liebschaften. Der englische König vergnügt sich in exzessiver filmischer Darstellung (die pornographischen Vorwürfe an diese Serie sind durchaus gerechtfertigt) mit den Hofdamen seiner Königin [Maria Doyle Kennedy], während diese seit Jahren vergeblich auf einen nächtlichen Besuch ihres Gatten wartet.

Der Lordkanzler seiner Majestät, Kardinal Wolsey [Sam Neill], genießt Henrys größtes Vertrauen und führt den Staat als wär's sein eigener, möchte aber viel lieber Papst in Rom werden. Unterdessen schmieden der Duke of Norfolk [Henry Czerny] und Thomas Boleyn [Nick Dunning], die den Kardinal und genaugenommen die gesamte Geistlichkeit zum Teufel wünschen, ein Komplott, um mehr Einfluss auf Henry zu gewinnen und damit Wolsey ins Abseits zu drängen. Boleyns Tochter Anne [Natalie Dormer] wird dem König bekannt gemacht, der sich scheinbar Hals über Kopf in sie verliebt. Die „fromme“ Anne möchte sich aber ihre angebliche Jungfräulichkeit bis zur Hochzeitsnacht bewahren und keine Mätresse Henrys werden. Das wäre auch nicht weiter schlimm, wäre da nicht diese lästige Ehe mit Katharina von Aragon. Doch eine Scheidung des Königs ist nach kirchlichem Recht nicht zulässig und der Konflikt mit Rom ist vorprogrammiert.

Hinzu kommen das Schweißfieber und eine noch viel schlimmere Seuche, die Europa heimsucht: die lutheranische Kirche. Zudem brennt der beste Freund Henrys, Charles Brandon [Henry Cavill], mit dessen Schwester [Gabrielle Anvar] durch und auch die außenpolitischen Beziehungen zu Frankreich und dem Deutschen Reich sind eher schlecht als recht.

Kurzanalyse:

Wer nun aber folgerichtig vermutet, die erste Staffel der Serie hätte einen dieser Konflikte zum Ziel, liegt katastrophal daneben. In Wahrheit geht es nämlich um den Abstieg Kardinal Wolseys in der Gunst des Königs. Anfangs ein korrupter, machtgieriger Staatsführer, wachsen ihm die vielen (größtenteils durch seine politischen Gegner verursachten) Probleme bald über den Kopf ... bis er einem letztendlich ausgesprochen leid tun kann – ja, das tut er wirklich!

Überhaupt: großartig an der Figurenkonstellation ist, dass es praktisch nur Arschlöcher und Charakterschweine gibt. Über Norfolk und Boleyn braucht man kaum zu reden; Charles ist ein netter Kerl, aber übler Ehebrecher; der Sekretär Cromwell [James Frain] ein reformierter Christ (ich bin überzeugt, die Serie wurde von Katholiken gemacht!); Anne Boleyn hält man zunächst für ein Opfer der Machenschaften ihres Vaters, dann für wirklich verliebt, am Ende aber doch nur für ein Flittchen; und der Humanist Thomas More [Jeremy Northam], an den man seine Sympathie klammern will, erscheint zunächst wie ein idealitischer Träumer, entpuppt sich dann aber als regelrechter geistlicher Fanatiker. Durchweg angenehm ist eigentlich nur Königin Katharina ... doch insgeheim wartet man eigentlich nur darauf, dass Henry sie endlich beseitigt, um Anne zu ehelichen.

Persönliches Fazit:

Die Tudors ist ein historisch nicht ganz ernstzunehmender Geschichtsausflug ins 16. Jahrhundert, von Kulisse und Ausstattung her ein wahrer Flash, dafür actionmäßig sehr zurückhaltend, was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Vor Allem Sam Neill und seine in meinen Augen großartige Rolle tragen sehr dazu bei. Man könnte die Serie einen zehnstündigen Spielfilm nennen, denn überwiegend hält sie das Spannungsniveau. In Zeiten der Schweinegrippe ist die Darstellung der Schweißfieber-Epidemie sogar regelrecht beänstigend.

Ums kurz zu machen: Ich schau mir jetzt die zweite Staffel an ... : )

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